Geflüchtete erzählen ihre Geschichte

Begegnungen mit interessanten Menschen

Foto

Vom 10. Februar 2020 bis am 10. März 2020 fand in der Markthalle Basel mein Projekt "Geflüchtete erzählen ihre Geschichte" statt. Bereits schon im Jahr 2019 begann ich mit der Planung einer Fotografieausstellung in der Markthalle Basel. Mein Ziel war es eine bestimmte Gruppe von Menschen zu fotografieren und deren Geschichte zu erzählen. 

Mein Gedanke dahinter war, dass ich Menschen eine Stimme geben wollte, die es mehr als verdient hätten ihre spannende und teils schwergeprägte Lebensgeschichte zur erzählen. Schlussendlich entschied ich mich für dafür Geflüchtete zu fotografieren. Es sollte eine Kombination aus Fotografie und einem Text sein, den die Portraitierten über sich selbst schreiben konnten. Wichtig dafür war, dass ich mich den Geflüchteten anvertrauen musste. Nur so würden sie sich mir gegenüber öffnen und ihre Lebensgeschichte erzählen. In enger Zusammenarbeit mit der Offenen Kirche Elisabethen, die ein Spezialprogramm für Geflüchtete in Basel anbietet, lernte ich eine persische geflüchtete Familie, die seit 2015 in der Schweiz ist kennen. Sie waren dem Projekt gegenüber sehr offen und hatten Interesse teilzunehmen. Für mich war die Warmherzigkeit dieser Menschen mit teils so einer schweren Vergangenheit überwältigend. Sie mussten in ihrer Heimat alles aufgeben, Freunde und einen grossen Teil ihrer Familie hinter sich lassen. Übernachtungen im Wald, Fahrten auf dem Schlauchboot von Izmir nach Lesbos, teils mehrere Jahre in einem Asylheim in der Schweiz und nun sitze ich hier in ihrem Wohnzimmer und esse mit ihnen Abendessen. Soeben haben wir die Bilder für die Ausstellung geschossen. Sie erzählen mir von ihrer Situation; wie sie gerade Deutsch am lernen sind, in einen neuen Beruf einsteigen und die neue Kultur kennenlernen. Ich versuche zu verstehen, dass sie diese Freiheit, die sie hier spüren, nie zuvor in ihrem Leben hatten. Scheinbar selbstverständliche Privilegien, die wir hier nicht gross hinterfragen, ist für diese Familie ein grosser Luxus. Die Familie, die ich portraitiere besteht aus zwei Schwestern, deren Kindern, sowie ein Ehemann einer Schwester. Der Ehemann der anderen Schwester ist einem Asylheim im Kanton Schwyz. Ich merke, dass die Integration für die Kinder einfacher, als für die Erwachsenen ist. Sie haben beide rasch einen Freundeskreis aufgebaut, schliessen bald eine Ausbildung ab und sprechen fliessend Hoch- und Schweizerdeutsch. Für die Erwachsenen dieser geflüchteten iranischen Familie war der Einstieg in das neue Leben hier in der Schweiz deutlich schwieriger. Es war für sie aufwändiger eine Arbeitsstelle zu finden bzw. sind heute teils noch arbeitssuchend und haben viel mehr Mühe die deutsche Sprache zu lernen. Das Alter spielt bestimmt eine grosse Rolle, wie gut sich ein Mensch an eine neue Umgebung anpassen kann. Der Abend bei der Familie neigte sich zu Ende und zwei Monate später begann die Ausstellung in der Markhalle. Ich hatte die Chance die Geschichte dieser Menschen zu erzählen. Menschen, die in den Medien gerne in Pluralform, als scheinbar homogene Gruppe „Flüchtlinge“ bezeichnet werden. Menschen, die von vielen in einen Topf geworfen werden. Menschen, deren Individualität oft nicht beachtet wird. 

Es war schlussendlich nur eine Familie, die ich kennenlernen durfte. Doch mein Ziel war es den Zuschauern zu zeigen, dass hinter jeder geflüchteten Person ein Mensch mit einer ganz individuellen Geschichte steht.

Projektdauer
10.02.2020 - 10.03.2020
Unterstützt mit
CHF 500